HERRNSHEIM „So geht’s nicht weiter mit der Bildungspolitik!“, lautet das Fazit des Wormser CDU-Arbeitskreises Bildung und Schule. Die rot-grüne Landesregierung begegne den Problemen mit großer Hilflosigkeit und müsse mehr tun.
Wo genau Probleme in Worms und im Land liegen und welche Lösungen gesehen werden, das zeigten die Mitglieder des Arbeitskreises im Rahmen einer Gesprächsrunde auf, zu der sie ins Herrnsheimer Weingut Sandwiese eingeladen hatten. Als besonderen Gast konnte der CDU-Kreisverbandsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Adolf Kessel die Bildungsexpertin der CDU-Landtagsfraktion, Marion Schneid, begrüßen.
Eine große Zahl interessierter Gäste war gekommen. Kessel lobte den Arbeitskreis, der sehr aktiv sei. Vorausgegangen waren der Veranstaltung mehrere Arbeitskreis-Sitzungen, die Raimund Sürder, der Sprecher der Gruppe, geleitet hatte. „Der Staat soll Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zwar unterstützen, Erziehung muss aber vorrangig Aufgabe des Elternhauses bleiben“, fassten Marion Schneid und Adolf Kessel zusammen und wendeten sich entschieden gegen staatliche Bevormundung. „Eltern sollen bei Betreuungs- und Bildungsangeboten immer eine Wahlmöglichkeit haben“.
Christoph Hartmann, der in einer hessischen Kinderkrippe arbeitet, kritisierte, dass Rheinland-Pfalz die Elternbeiträge in Kindertagesstätten für Kinder ab zwei Jahren erlassen habe. Möglich sei dies aber nur, weil das Land Geld über den Länderfinanzausgleich bekomme – unter anderem auch vom Land Hessen. Dort müssten hingegen sogar Alleinerziehende Elternbeiträge für die Kinderbetreuung im vorschulischen Bereich bezahlen. „Das ist ungerecht!“, sagte Hartmann. Er sprach sich deshalb für eine angemessene finanzielle Beteiligung der Eltern aus, die sich an der Höhe des Einkommens orientiere. Durch diese zusätzlichen Einnahmen könne Rheinland-Pfalz dann auch mehr in die Qualität von Kindetageseinrichtungen investieren.
Isabelle Schweisthal, die selbst Lehrerin ist, beschrieb, dass zu viele Kinder – auch solche ohne Migrationshintergrund – zu schlecht Deutsch könnten. Sie regte an, in den letzten beiden Jahren der Kita Sprachtests in logopädischer Form durchzuführen. So könnten rechtzeitig Fördermaßnahmen in die Wege geleitet werden, damit alle Kinder dem Unterricht in der Grundschule folgen können.
Die Schulbuchausleihe, wie sie in Rheinland-Pfalz durchgeführt wird, müsse verbessert werden: Bedürftige Eltern können zwar Bücher für ein Drittel des Neupreises leihen. Ein Problem sei aber, dass die Bücher immer nur im Gesamtpaket alle drei Jahre gekauft werden. Sürder sagte, die Wormser Kommune habe die Ausleihe hervorragend organisiert, bleibe aber trotzdem auf einem Großteil der Kosten sitzen. Monika Stellmann zeigte drei Bücher vor, die in einem sehr guten Zustand waren, aber nicht mehr von der Schule zurück genommen worden seien – „wegen Platzmangel“, wie sie berichtete. Stellmann sagte, hier gebe es noch Nachholbedarf, aber auch Sparpotential.
Das Geld solle stattdessen besser in Schulsozialarbeit investiert werden, mahnte Marion Hartmann an. Sie ist die stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreises und arbeitet selbst als Gymnasiallehrerin. Alle Schularten hätten Bedarf für Schulsozialarbeit, die Landesregierung bevorzuge aber die Realschulen-Plus. Sürder ergänzte, Sozialarbeiter seien inzwischen längst auch in den Grundschulen angekommen. „Das macht die Stadt aufgrund freiwilliger Leistungen und bezahlt das, was eigentlich das Land bezahlen müsste.“ Die Kommunen würden vom Land allein gelassen.
Nur manchmal haben die Schulen Verbesserungsmöglichkeiten selbst in der Hand: Jeanine Emans-Heischling berichtete von einer Grundschule in Worms, die erst zwei Tage zuvor Eltern und Schüler darüber informiert habe, dass der gesamte Unterricht wegen einer schulinternen Fortbildung ausfalle. „Das ließe sich besser organisieren“.