Rede von Marion Schneid: Entgegnung Aussprache Große Anfrage der AfD: Notengebung und deren Aussagekraft (mit Rede als Video)

Rede von Marion Schneid im Landtag am 19.9.2018.

Sehr geehrter Herr Präsident,
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Gäste!
Im Vorwort der Großen Anfrage wird ein Bild gezeichnet, das so der Realität meines Erachtens nicht entspricht. Es wird von Noteninflation, Schummelkultur und Überakademisierung
gesprochen. Und ich denke, das muss man sehr differenziert betrachten und beurteilen.
Es gibt sicherlich Studiengänge, bei denen die Beurteilungen im Schnitt besser ausfallen,
aber es gibt eben auch die anderen. Bei z.B. Maschinenbau oder Jura wird wohl keiner von
einer Flut von „Einser-Kandidaten“ sprechen. Und sprechen Sie mal mit einem Absolventen,
der überdurchschnittlich abgeschlossen hat – da stellt man schnell fest, dass das auch berechtigt ist.
In den Jahren 2000 bis 2011 war die Umstellung von Magister und Diplom auf Bachelor und
Master. Den Bachelor-Abschluss gab es so vorher nicht. Wenn überhaupt hätte man es mit
dem Vordiplom vergleichen müssen. Allerdings gab es für bestandene Zwischenprüfungen
nie eine Aufstellung. Also ist die Vergleichbarkeit generell schwierig.
Nichtsdestotrotz sind natürlich die Hochschulen bei der Notengebung und beim generellen
Prüfungswesen in der Verantwortung.
Zum Thema Schummeln und Schummelkultur habe ich ein deutlich besseres Bild von unseren Studierenden als dargestellt.
Und jetzt zur Überakademisierung: klar ist, wir brauchen beides. Wir brauchen Akademiker
und qualifizierte Fachkräfte – Fachkräfte aus einem dualen Studium heraus und Fachkräfte
aus der dualen Ausbildung heraus.
Dabei muss die berufliche Ausbildung mit der akademischen Bildung gleichwertig gesehen
werden. Zwei Punkte dazu:
Zum einen ist das sicherlich eine gesellschaftliche Aufgabe, wieder umzudenken. Jahrelang
wurde suggeriert, dass man ohne Studium nichts werden kann. Jetzt muss man die Wertschätzung für eine duale Ausbildung wieder deutlich machen.
Zum anderen benötigt man als Grundlage für jede erfolgreiche Ausbildung und jedes erfolgreiche Studium eine gute schulische Bildung. Eine gute schulische Grundbildung ist Grundvoraussetzung für das Bestehen in der Arbeitswelt! Und letztendlich auch für die Zufriedenheit von Arbeitnehmern und Arbeitgebern.

Hierzu sind ja Maßnahmen in der Beantwortung genannt. Und hier muss noch viel mehr gemacht werden:
1. Die Stärkung des Berufsreifezweigs innerhalb der Realschulen Plus und der IGSn
muss im Fokus stehen. Wir brauchen Schülerinnen und Schüler, die ihren Schulabschluss schaffen und ausbildungsfähig sind.2
2. Auch die Berufsbildenden Schulen müssen gestärkt werden. Es muss doch zu denken geben, wenn nur 2 Drittel der Auszubildenden die Prüfung zum Gesellen bestehen, wie z.B. bei der Handwerkskammer in den letzten Jahren der Fall.
3. Eine intensivere Berufsorientierung in allen weiterführenden Schulen ist unabdingbar.
Es muss gelingen, Talente früh zu erkennen und früh zu fördern. Das erleichtert die
Berufswahl und vermindert das Risiko eines Abbruchs der Ausbildung oder des Studiums und des gefühlten Mißerfolges.
Das erschließt sich für uns aus der Beantwortung der Großen Anfrage. Und das sind alles
Maßnahmen, die wir als CDU-Fraktion bereits in vielen Anträgen an die Landesregierung
auch deutlich gemacht haben und weiterhin fordern werden!
Danke.

Rede im Video: