Grußworte von Marion Schneid zur Fachtagung des VLBS

Am 30. September sprach u.a. Marion Schneid Grußworte bei der Fachtagung des Vereins der Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz (VLBS) in Mainz. Das Thema der Veranstaltung lautete „Berufliche Bildung macht Karriere“.

„Lieber Herr Brenken!
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich darf Sie ganz herzlich von unserer Fraktionsvorsitzenden Julia Klöckner grüßen und natürlich auch von Frau Beilstein.
Zunächst möchte ich mich bedanken für den stets konstruktiven, vertrauensvollen Austausch mit uns in vielen Themenbereichen. Das fördert immer wieder neue Aspekte und Sichtweisen. Aber mein Hauptdank geht natürlich an Ihre Arbeit, an die Arbeit des VLBS, die von einem hohen fachlichen Niveau, von Kontinuität und großem Engagement geprägt ist. Das ist das Geheimnis Ihres Erfolgs. Und ich bin mir sicher, dass es auch so positiv weiter nach vorne geht.

In den kommenden Jahren bedarf es, vielleicht mehr denn je, des Engagements, der Argumente und des Geschicks, denn die Herausforderungen, vor denen die berufsbildenden Schulen stehen, sind gewaltig:

• Der Drang zur Hochschulreife ist ungebrochen. Schulen, die mittlere Bildungsabschlüsse anbieten, haben oftmals zu kämpfen. Das hat natürlich Auswirkungen auf die berufsbildenden Schulen: Die klassische Berufsschule hat unter einem massiven Schülerrückgang zu leiden. Vollzeitschulische Bildungsgänge gewinnen dagegen an Bedeutung.
Und hier ist Ihre Stimme gefragt. Denn eine schrittweise Veränderung der allgemeinen Schullandschaft darf keine unnötigen Konkurrenzsituationen zu den berufsbildenden Schulen in der Sekundarstufe II schaffen. Deshalb ist gerade für die kommenden Jahre ein umfassender Blick auf die Schullandschaft wichtig.

Nebenbei: Ich glaube, es wird auch noch lange dauern, bis in der Gesellschaft wieder angekommen ist, wie wichtig und wertvoll eine berufliche Ausbildung ist.

• Die berufsbildenden Schulen sind Aufsteigerschulen, die wie keine zweite Bildungseinrichtung den Aufstieg durch Bildung ermöglichen. Ihr „Kein Abschluss ohne Anschluss“ trifft den Nagel auf den Kopf!
Gleichzeitig sind die berufsbildenden Schulen das Rückgrat unserer mittelständischen Wirtschaft. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sind sie Motoren der wirtschaftlichen Entwicklung. Sie verzahnen praktische und theoretische Bildung und schaffen die enge Abstimmung mit den Ausbildungsbetrieben. Das ist ein Garant für gute und motivierte Fachkräfte.

Daher bei allem Optimismus, den die Ergebnisse der Expertengruppe in den vergangenen Jahren vermitteln konnten: Im Praxistest müssen sich die Empfehlungen zur Stabilisierung der Berufsschulstandorte noch bewähren.
Vielleicht eben auch im Vergleich zu den schulstrukturellen Mindestgrößen der allgemeinbildenden Schulen, ein Vergleich gezogen von Herrn Brenken. 

• An dieser Stelle drängen sich mir natürlich die von Herrn Brenken stets thematisierten Punkte auf, wenn es um den Vergleich zwischen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen geht: Die Unterrichtsversorgung, die Fördermöglichkeiten, die Teilnahme an Landesprogrammen oder die Schulleitungsdeputate. Hier haben Sie noch dicke Bretter zu bohren. Wenn wir können, helfen wir gerne. Der VLBS hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Recht und mit großem Faktenreichtum auf diese Ungleichbehandlungen hingewiesen. Es wird sich zeigen, ob in dieser Legislaturperiode Schritte der Angleichung gegangen werden können.

• Eine zentrale bildungspolitische Herausforderung wird auch die Flüchtlingsintegration sein. Eine große Zahl der zu uns geflüchteten Männer und Frauen verfügt nicht über eine Qualifikation, mit der sie an unserem Arbeitsmarkt erfolgreich teilhaben können. Zudem verfügen die allerwenigsten über geeignete Deutschkenntnisse. Da ein großer Anteil jedoch über 16 bzw. zwischen 18 bis 25 Jahre alt ist, kommt den berufsbildenden Schulen eine Hauptaufgabe zu. Hier sind das Wissen und die Fähigkeit zu Hause, junge Menschen zu fördern und fit für die Arbeitswelt zu machen. Doch das geht nicht ohne zusätzliche Unterstützung und Ressourcen. Für uns sind da wenige Pilotprojekte und die Rahmenbedingungen für das Flüchtlings BVJ zu wenig.

Sie leisten in diesem Bereich schon jetzt unglaublich gute Arbeit, die Zukunft vieler junger Menschen liegt in Ihrer Verantwortung.
Doch, und das sage ich auch deutlich, diese Verantwortung können Sie nicht alleine tragen. Hier braucht es eine breite Unterstützung:
– zu allererst von Seiten des Landes / andere Bundesländer machen es uns vor: Sie verfügen bereits landesweit über strukturierte Berufsintegrationsklassen, die von Landesseite konzipiert und finanziert werden.
– aber auch von Seiten der Wirtschaft und den Wohlfahrtsverbänden und der Arbeitsagentur.

Die kommenden Jahre sind fordernde Jahre für die berufsbildenden Schulen, sie bergen jedoch auch Chancen, die berufliche Bildung in unserem Land zu stärken. Daher wünsche ich Ihnen – auch im Namen unserer Fraktionsvorsitzenden Julia Klöckner – gute und intensive Beratungen und viel Erfolg in der Umsetzung Ihrer Ziele.“