Rede: Ganztagsschule familienfreundlich - Für mehr Freiheit und Qualität für Schüler und Eltern

Rede von Marion Schneid im Plenum des Landtages am 27.5.2017.

Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Gäste,

eine familiengerechte Gestaltung der Ganztagsschule – was stellen wir uns darunter vor? Wir möchten ein flexibles Angebot im Ganztagsbereich, d.h. wir
möchten die Möglichkeit einer tageweisen oder zeitlich begrenzten Ganztagsförderung! Unser Antrag bezieht sich hierbei auf Ganztagsschulen in Angebotsform mit nicht rhythmisiertem Schulalltag.

Familien sind unterschiedlich: Es gibt nach wie vor die klassische Familie, in der der Mann arbeiten geht und die Frau zu Hause ist. Mittlerweile sind aber auch oft beide Eltern berufstätig, zum Teil in Teilzeit, zum Teil in Vollzeit. Besonders Alleinerziehende müssen einen Spagat zwischen Beruf und dem Alltag mit Kind hinkriegen.
Während Vorschulkinder in Kitas, Krippen und bei Tagesmüttern ganztägig betreut werden können, gibt es mit dem Eintritt in die Grundschule meist Betreuungsprobleme.

Ja, Familien sind unterschiedlich!
Aber auch Kinder sind unterschiedlich: Nicht jede Schulform ist für alle Kinder gleich gut geeignet. Für manche Kinder ist die verpflichtende GTS genau das richtige, für andere ist die familiäre Geborgenheit und Förderung lange Zeit extrem wichtig.

Bei aller Unterschiedlichkeit:
Allen Eltern gleich ist mit Sicherheit der Wunsch, für ihre Kinder da zu sein, ihnen familiäre Geborgenheit zu geben, sie gut unterstützen zu können und ihnen auch außerschulische Angebote des Lernens, der Förderung und der Freizeitgestaltung zu ermöglichen.

Diesen Wünschen und Bedürfnissen von Eltern und Kindern müssen wir gerecht werden!

Ganztagsschulen sind ein wichtiges Schulangebot und mittlerweile fest verankert in unserer Bildungslandschaft.

Wir unterscheiden dabei in verpflichtende GTS und GTS in Angebotsform. Etwa 40 Prozent der Ganztagsschulen in Angebotsform arbeiten in festen
Ganztagsklassen. Bei den übrigen 60 Prozent dieses Schultyps findet der Unterricht ausschließlich am Vormittag statt und danach stehen AGs,
Hausaufgabenbetreuung, Förderkurse sowie musische und sportliche Angebote im Mittelpunkt.

Und hier setzen wir mit unserem Antrag an: In den Ganztagsschulen, in denen nachmittags kein regulärer Unterricht erfolgt, bietet sich Raum für
Flexibilisierung. Und dieser Raum für Flexibilisierung ist wichtig: denn Bildung ist mehr als Schule!  Die Teilnahme an Angeboten von Vereinen, kirchlichen Gruppen, Feuerwehr, Musikschulen, Chören, Jugendgruppen – da kann ich noch viel aufzählen – aber auch das Leben in der Familie sind wichtige und prägende Erfahrungen für das weitere Leben. Schulisches Lernen und ehrenamtliche Tätigkeiten sowie das familiäre Leben ergänzen einander und fördern das Verantwortungsbewusstsein und die Persönlichkeitsentwicklung.

Deshalb möchten wir einen Freiraum schaffen und eine Teilnahme am Ganztagsangebot auch für einzelne Tage und festgelegte Uhrzeiten möglich machen – jeweils auf ein Schuljahr festgelegt.

Das Ministerium setzt verstärkt auf verpflichtende GTS. Ja, wir brauchen verpflichtende Ganztagsschulen, besonders dort, wo Kinder intensiver gefördert werden müssen, wo Eltern voll berufstätig sind oder ihre Kinder nicht entsprechend unterstützen können.

Aber wir brauchen auch Ganztagsschulen in flexibler Angebotsform, denn wir müssen die Wahlfreiheit für Eltern und Kinder erhalten.

Und ich zähle die Gründe hierfür gerne nochmal auf:

Erster und wichtigster Aspekt ist das Kind selbst. Es muss einfach die passende Schulart fürs Kind gewählt werden können. Die Schulart, die den Bedürfnissen des Kindes entspricht!
Ein zweiter Aspekt:
Ein Tagesablauf für unsere Kinder: von 8 Uhr bis 16 Uhr in der Schule, dann heimkommen, dann die Verlagerung sämtlicher außerschulischer Aktivitäten in
die Abendstunden – das ist wahrlich ein langer Tag für unsere Kinder! Gerade für Kinder!
Ein dritter Aspekt:
Stärkung unseres Vereinslebens. Vereine und Kirchen, u.a. auch der Landesjugendring beklagen seit Jahren eine sinkende Teilnahme von Schülerinnen und Schülern an ihren Angeboten. Gleichsam gibt es Kapazitätsprobleme in Hallen und Räumlichkeiten, weil sich alles in die Abendstunden verlagert.

Die CDU hat die Familien im Blick. Wir möchten die Familien entlasten. Dass Beruf und Familie gut unter einen Hut zu bringen sind, dafür möchten wir Voraussetzungen schaffen. Wir möchten Sicherheit geben, dass Kinder im Ganztags-Schulalltag optimal unterstützt und gefördert werden, wir möchten
aber auch den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Familien gerecht werden. Für uns Christdemokraten ist es wichtig, Familie leben zu können und
dem Kind auch Angebote abseits der Schule anbieten zu können.

Ein Ausbau an verpflichtenden Ganztagsschulen muss weiterhin die Wahlfreiheit gewährleisten. Es muss für die Familien immer möglich sein, eine Halbtagsschule oder ein freiwilliges, flexibles Ganztagsangebot zu wählen.

Andere Bundesländer machen es uns vor. Lassen Sie uns im Ausschuss weiter darüber diskutieren! Stimmen Sie unserem Antrag zu!

Die Rede als PDF zum Download:
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