Rede von Marion Schneid zu „Konsequenzen aus dem IQB-Bildungstrend 2016: Sachunterricht durch Heimatkunde ersetzen“

Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Gäste,

Konsequenzen aus dem IQB-Bildungstrend 2016: Sachunterricht durch Heimatkunde ersetzen – das ist eine ziemlich abstruse Herleitung.
Sie schreiben im ersten Absatz auf Seite 2 zu Recht, dass der Sachkundeunterricht bei der IQB-Studie keiner Prüfung unterzogen wurde. Die schlechten Ergebnisse in Deutsch und Mathematik auch auf den Sachkundeunterricht auszudehnen und damit zu begründen, dass der Sachkundeunterricht durch Heimatkundeunterricht ersetzt werden muss, ist keine seriöse Ableitung.

Ja, der IQB-Bildungstrend 2016 zeigt unzufriedenstellende Ergebnisse in Deutsch und Mathematik. An diesen muss dringend gearbeitet werden. Das muss, wie auch im letzten Plenum schon festgestellt, genau analysiert werden und angegangen werden. Es geht da um Rahmenbedingungen, um Lehrer, um Ressoursen!
Und ja, das Erlernen und Beherrschen der Kulturtechniken ist wichtigste Aufgabe der Grundschule. Unsere Kinder müssen in der Grundschule das Lesen, Schreiben und Rechnen erlernen, und zwar so gut erlernen, dass sie mit einer hervorragenden Grundlage in die weiterführenden Schulen wechseln können.
Das ist extrem wichtig für den späteren Lebensweg!

Das sind genau die Punkte, die die CDU und Kollegin Beilstein am 25. und 26.10. im Plenum explizit dargestellt hat. Aber jetzt aus diesen Punkten und Begründungen heraus, abzuleiten, dass Sachkunde durch Heimatkunde ersetzt werden muss, erschließt sich uns nicht!

Man muss sich bei dem Ansatz, Sachkunde auch Heimatkunde zu ersetzen, auch fragen, welche Inhalte dabei ersetzt werden sollen.

Ich gehe mal vom Begriff Heimat aus: Das ist ein sehr wichtiger Begriff, der bei ganz vielen Menschen ganz viele unterschiedlichen Facetten beinhaltet und sehr wissenschaftlich, philosophisch und leidenschaftlich diskutiert werden kann.
Für die Grundschule findet sich der Begriff Heimat in den Worten Zuhause, Daheim sein, aber auch in der Beobachtung und Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit dem Umfeld, mit den Nachbarn, mit Stadt und Land, mit Familie und Freunden.

Natur, Gesellschaft, Technik, Raum und Zeit – runtergebrochen auf die Ebene von 6. bis 10-Jährigen – das sind die Lerninhalte des Faches Sachkunde in der Grundschule. Und das beinhaltet genau die Schlagworte, die ich gerade aufgezählt habe.

Dabei sollen Grundlagen geschaffen werden, aber auch Neugierde geweckt werden.
Sachunterricht muss breit aufgestellt sein, um den Kindern möglichst viele Erfahrungsbereiche zu ermöglichen. Deshalb möchte ich auch ausdrücklich widersprechen, wenn Sie sagen, ich zitiere: „man fragt sich, ob es angemessen ist, wenn Schüler biologische, chemische und physikalische Zusammenhänge erschließen sollen, obwohl sie in der Grundschule weder Biologie noch Chemie oder Physik haben.“
– Ansätze in Biologie, Chemie und Physik machen auch in der Grundschule Sinn. Ich gehe sogar einen Schritt weiter. Projekte in Kindertagesstätten wie „vom Kleinsein zum Einstein“ ein Projekt im Rahmen der Offensive Bildung erschließen spielend Kindern physikalische Vorgänge!

Zusammenfassend: Es sind immer wieder Anpassungen der Lerninhalte bei Schulfächern nötig. Die IQB-Studie weist auf Deutsch und Mathematik hin. Im Fach Sachkunde sehen wir das momentan nicht gegeben.

(Rede zum Antrag AfD – „Konsequenzen aus dem IQB-Bildungstrend 2016: Sachunterricht durch Heimatkunde ersetzen“ 21.11.2017, ms)